- Oralerotik
- Oral|ero|tik 〈f. 20; unz.〉 Lustempfindung im Bereich der Mundzone im frühkindlichen Stadium
* * *
Oralerotik,Sammelbezeichnung für die auf den Mund (lateinisch os, oris der Mund) beziehungsweise die Mundregion bezogenen erotischen beziehungsweise sexuellen Aktivitäten, Empfindungen und Fantasien. Zu den »reiferen« Formen der Oralerotik gehören all jene Liebkosungen, die man mit Mund, Lippen und/oder Zunge mit oder bei einem anderen Menschen ausführt, also das Küssen, das Knutschen oder ein zärtliches Lecken (z. B. in der Ohrgegend oder im Nacken), die rein sexuellen Praktiken des Oralverkehrs (die Fellatio, der Cunnilingus); oft sind solche Liebkosungen ein wichtiger Bestandteil des Vorspiels, sie können aber selbstverständlich auch »einfach so« ausgeführt werden, z. B., wenn man (noch) keinen Geschlechtsverkehr haben möchte oder ihn momentan aus verschiedenen Gründen ablehnt.Zur Oralerotik werden nach psychoanalytischer Auffassung auch schon die frühesten Äußerungen des »Oraltriebs« gerechnet, den der Säugling als »Wonnesaugen« an der Mutterbrust befriedigt (orale Phase). Sigmund Freud zufolge ist es für die weitere Entwicklung von entscheidender Bedeutung, dass es dem Kind gelingt, diese zunächst ausschließlich auf den eigenen Körper gerichteten Erfahrungen mit dem »Genitaltrieb« zu vereinbaren und seine Sexualität nach und nach einem Menschen des anderen Geschlechts zuzuwenden. Gelingt dies nicht, so kommt es nach Ansicht Freuds zu einer »oralen Fixierung«, bei der die sexuelle Befriedigung vorrangig über den Mund statt über die Genitalien erlangt wird; bei manchen Menschen vermindert sich dann der Sexualtrieb, oder er erfährt eine »Sublimierung« (hier: eine Verlagerung auf eine andere sinnliche Bedürfnisbefriedigung mit dem Mund): Der Betreffende wird dann vielleicht zu einem großen Redner, Feinschmecker oder auch zu einem starken Raucher.Die Oralerotik spielte schon in der Antike eine nicht unerhebliche Rolle, allerdings fast nur in Form der Fellatio.* * *
Universal-Lexikon. 2012.